Wie die meisten Kinder begann ich bereits mit ca. 3 Jahren über Witze (und über Wolken, Schuhe und Käfer) zu lachen und selbsterfundene schlechte Witze zu erzählen. Wenn man meinen Eltern glauben darf, war ich ein hässliches, aber fröhliches Kind.

Als ich in die Volksschule kam, hörte ich mit meinem ersten Kassettenradio, das in meinem Bett stand und Tag und Nacht lief, neben Abba und Deep Purple (!) auch sehr gerne Otto und ähnliches. Ich liebte es zu lachen und mich vor der Verwandtschaft zum Deppen zu machen, in dem ich lauthals Pointen nacherzählte, die ich erst viele Jahre später verstehen sollte (»Wie nennt man eine Nutte in Grönland? Eine Frostituierte.«).

Die Volksschullehrerin meinte zu meinen Hausaufgaben, die ich häufig so schnell wie möglich hingeschludert hatte, dass ich mir da ja wohl »viel Mühe« gegeben hätte. Ich war zwar faul, aber nicht dumm und verstand, was sie meinte - so entdeckte ich die Ironie und sie war fortan ein wichtiger Bestandteil in meinem Repertoire.

Mit geschätzten 11 Jahren las ich mein erstes Buch von Ephraim Kishon und obwohl mir viel Hintergrundwissen über das Leben in Israel (und das Leben im allgemeinen) fehlte, begann ich zu erahnen, was Satire war. Bis heute schätze ich die feine Klinge, Humor in schöne Worte verpackt, ohne die andernorts üblichen Schenkelklopfer. Kishon lese ich jedoch kaum noch.

Mit der Pubertät kam auch der Zorn, und mit dem Zorn kam die Weiterentwicklung der Ironie, der Sarkasmus. Es ist sicher keine Leistung, ein sarkastischer Teenager zu sein, ich wurde es trotzdem. Bei guter Laune war ich immer auch albern und selbstironisch, aber mit jeder Stimmungsschwankung, die in diesem Alter ja häufiger auftreten als Pickel, wurde der Sarkasmus bissiger und der Humor schwärzer. Ich entdeckte aber auch das Kabarett für mich, sowie britischen Humor, Groteskes, Absurdes, den damals modischen Antiwitz und Monty Python. Letztere haben für immer einen Ehrenplatz in meinem Herzen und speziell dem österreichischem Kabarett bin ich bis heute treu geblieben.

Ein paar Jahre später erreichte ich erstmals jenen Punkt, an dem man eine tiefe Enttäuschung erlebt und ernsthaft an seinen Idealen und Überzeugungen zweifelt. Die einen fangen an Drogen zu nehmen, andere drehen ihre politische Meinung oder beginnen zu radikalisieren, ich wurde zynisch. Tief in mir war der Glaube, dass das Leben schon einen Sinn hätte und auch schön sein könne, aber im Grunde habe man nichts zu erwarten. Wie bei jeder Lebenskrise tut es gut festzustellen, dass es auch andere Menschen gibt die diese Überzeugung teilen. Nur, dass mir die meisten Zyniker zu resigniert erschienen und den Spaß am Leben verloren zu haben schienen. Ich fand Gesinnungsgenossen im Kabarett und in Büchern, zynische Stimmen, die oft negativ klingen, aber doch immer auch Hoffnung transportieren.

Noch bevor die Comedywelle über Mitteleuropa hereinschwappte, mit all ihren geistlosen Peinlichkeiten und vielen unkomischen Randgruppen-Parodien, arbeitete ich an Material für meinen ersten kabarettistischen Auftritt. Ich probierte geklaute, variierte und selbsterfundene Nummern im Freundeskreis aus und erntete meist Unverständnis. Die Distanzierung zwischen erfundener Rolle und echter Person gelingt leichter auf einer Bühne, im Alltag verwirrt man damit nur seine Umwelt. »Er hat eine seiner Phasen« oder »Jetzt spinnt er wieder« wurde hinter meinem Rücken geraunt, und das Etikett des Zynikers wurde ich nie wieder los. Gut, ich habe auch nicht wirklich dagegen angekämpft.

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